Wenn Sie ein Kind fragen, eine «Grenze» zu zeichnen, wird es wahrscheinlich eine Linie zeichnen – gerade, gekrümmt, im Zickzack – aber immer noch eine Linie, die zwei Teile trennt. Wenn man beispielsweise ein Gebäude oder ein Objekt entwirft, baut man es getrennt von allem, was es umgibt.
Denken Sie daran, den Bau eines Gebäudes planen zu müssen: Zuerst müssen Sie den Raum skizzieren, den das Gebäude in der verfügbaren Fläche einnehmen wird, zweitens müssen Sie das Gebäude in verschiedene Räume unterteilen (Schlafzimmer, Küche, Toiletten usw. ) und schliesslich müssen Sie die Anordnung von Möbeln und Gegenständen in den verschiedenen Räumen planen. Um jeden Raum abzugrenzen, werden Linien gezeichnet. Diese Metapher der Grenze als Linie wird in den Galerien des Projekts des Palazzo Morpurgo sehr deutlich.
Corte (Hof) des Palazzo Morpurgo, Udine
Copyright Civici Musei di Udine
Die Galerien des Projekts bilden ein Archiv von Architektur und Design, das etwa zwanzigtausend Zeichnungen, Plastiken und Fotografien enthält. Seit 2003 haben die Galerien des Projekts ihren Sitz im Palazzo Valvason Morpurgo, wo auch Ausstellungen stattfinden. Hier kann man auch die bedeutenden Sammelungen der Architekten D’Aronco, Zanini und D’Olivo bewundern, die der Stadt Udine geschenkt wurden. Das gleiche Gebäude aus dem 18. Jahrhundert wurde der Gemeinde im Jahr 1969 durch das Testament von Enrico Morpurgo mit dem Ziel geschenkt, es zu einem Museumssitz zu machen.
Der bezaubernde Hof des Palazzo Morpurgo war in den letzten Jahren auch eines der Zentren des More Than Jazz Festivals. Andererseits sind Linien auch in der Musik grundlegende grafische Zeichen: Die sieben Zeilen einer Partitur trennen und definieren eine Note von der anderen. So wird Musik eine universellen Sprache, die alle Grenzen überschreitet. Habt ihr jemals an die Grenze als blosses Zeichen gedacht? Nützlich, aber gerade deshalb passierbar.